Mep’Yuk – Die Zentrale

25.00

Wolfgang Thaler has been photographing from 1996 till 2001 interiors of office buildings, cultural institutions, hotels, etc. in various cities around the world.

Category:

Description

Wolfgang Thaler has been photographing interiors of office buildings, cultural institutions, hotels, etc. in various cities around the world. The headquarters of Mep’Yuk is an imaginary place which is created by these pictures. This room, of imaginary nature, is defined in and by spaces within these pictures. The headquarters consists of images, without being pictured itself.

die hände zittern leicht und der plastikkaffeebecher steht leergetrunken auf der armlehne. grausliges zeug war das, instantpulver mit kaffeeweißer. magengeschwür, darmverschluss.

Isabella Marthe (Hintergrund, Heft 15/02)

Photographed between 1996 and 2001, the project is still on-going

Fotohof edition, Band 22

144 pages,
ISBN: 978-3-901756-22-1
2001

free shipping in Austria, 7€ in Europe

bilder in bildern (Isabella Marthe (Hintergrund, Heft 15/02)

trostlose wartesituationen vor augen, klein und niedergrückt zwischen gewaltigen aluverkleideten säulen und überdimensionalen aschenbechern, mein gott, wer kann denn schon so viel rauchen? beklemmende assoziationen, horrorszenarien beinah. mit scharrenden füssen oder wippenden zehen in großen ledersesseln sitzend, doch eine zigarette anzünden, mist, die hände zittern leicht und der plastikkaffeebecher steht leergetrunken auf der armlehne. grausliges zeug war das, instantpulver mit kaffeeweißer. magengeschwür, darmverschluss. zum zigsten mal auf die uhr sehen, wann komm ich endlich dran? wie das schon klingt, drankommen, ich glaub ich geh wieder. aufstehen und die ledersitzfläche kehrt mit obszönen sauggeräuschen in ihren originalzustand zurück. die dame am empfang wirft strenge blicke rüber - also ich war das nicht, der sessel war das! jaques tati - playtime, aber eigentlich müsste sie das wissen, sitzt ja jeden tag hier. lange flure, auf denen gelegentlich eine person mit "unterlagen" vorbeihuscht. frisch kopiert oder so, oder auf dem weg zum aktenvernichter, auch ein grausames gerät. oder staubsaugergeräusche irgendwo weit weg. david lynch, mulholland drive. kann ein gefährlicher beruf sein, raumpfleger. die großen symmetrischen teppichmuster. wenn ich ein dreirad hier hätte könnte ich "the shining" nachspielen und durch die flure rollern, wenn ich tanzen könnte das fatboy slim video mit christopher walken. da kommt dann doch wieder ein touch of glamour ins spiel. dann gleich ein ganz anderes szenario: taffer auftritt im business-dress, ich eile stöckelnd durch die lobby zum wagen richtung flughafen, als jetsetende geschäftsfrau von termin zu termin, vorstandstvorsitzende klingt doch gut. die untergebenen auf den fluren grüßen ehrfürchtig, der portier hält die tür auf und verabschiedet sich höflich. macht, ruhm, erfolg etcetc. von vip-lounge zu vip-lounge. selbstverständlich trage ich den helmut lang anzug, den ich mal anprobiert habe. (1.400 Euro!), und gleich wieder ein rückfall in die ernüchterung: die bilder transportieren mit ihrer leere und sachlichkeit genau nicht die heroisierende wallpaper-hippness, weil die tristesse doch hinter jeder ecke lauert. wie das hier aussehen würde, nähme man nur diese paar alupaneele von der wand ab! und auf den zweiten blick: wie abgefuckt der teppichboden, wie schmierig die plastiktische und die zeitschriften alt und abgenudelt. wie das wohl ausgesehen hat bei der eröffnung. mit buffet und so: lachs und entenbrust auf weissbrotscheiben, kleine häppchen und kleine servietten, mit denen man sich die mayo von den fingern reibt. sektflöte in der hand, dem chef nach der eröffnungsrede applaudiert und mit den kollegen auf die neuen büroräume angestoßen, widerliche houellebeqsche einheitstypen, mittleres management, der neue bmw das hauptgesprächsthema, oder die nächste dienstreise, nach düsseldorf, oder leipzig (hämisches gelächter der kollegen). und ich selber auch mittleres management, oder noch schlimmer, kleine büromaus. eine von denen, die mit den "unterlagen" durch die gänge huscht. kostümchen mit kurzem rock, stöckelschuhe von salamander. nix helmut lang, der ist für die gattin des chefs vorgesehen. vielleicht hat er ja schon die zweite ehefrau, die zwanzig jahre jüngere, die steht dann dekorativ rum im moschino-kleidchen, die kollegen schielen geil rüber. und ich büromaus bin auch noch blöd genug zu glauben, dass sies "geschafft" hat. schüttel. hol mich wer raus hier, bitte! also noch ein versuch. ich bin die raumpflegerin. es ist büroschluss, die angestellten räumen die schreibtische, ich schiebe den wagen durch die flure. routinierte handgriffe: abfalleimer leeren, kaffeetassen einsammeln, in die spülmaschine räumen, schreibtische abwischen, verwelkte blumen wegräumen, familienfotos geraderücken, mit dem staubsauger eine halbe ewigkeit die flure reinigen, gummibehandschuht die toiletten wischen, waschbecken ausreiben, die spiegel polieren. gott, wie siehst du heute wieder aus, das kann nicht nur am licht liegen. in allen etagen dasselbe szenario. die mitarbeiter der reinigungsfirma arbeiten schnell, mit monotonen bewegungen. die wagen in die abstellkammern geschoben, servicebereich, für unbefugte kein zutritt. nach und nach werden alle lichter in den büroräumen gelöscht, der wachmann beginnt seinen rundgang. es ist zehn uhr, die stechkarte gedrückt, den arbeitsmantel in den spind verstaut, die birkenstock schlapfen gegen straßenschuhe ausgetauscht stapfe ich im schnee richtung u-bahn. schönen feierabend haben die kolleginnen noch gesagt.